isabel reviewed Freie Geister by Ursula K. Le Guin
Essential Reading für alle Sci-Fi Fans
5 stars
...und erst recht diejenigen, die sich selbst als politisch links einordnen würden.
Der Protagonist Shevek lebt in einer anarchistischen Gesellschaft auf dem Mond Anarres, wo er sein Leben der Physik verschrieben hat. Das Buch erzählt abwechselnd aus der Vergangenheit und aus der Gegenwart, wo Shevek den Mond verlässt, um seine Forschungen in der kapitalistischen Gesellschaft auf dem Planeten Urras zu betreiben. Die beiden Handlungsstränge sind dabei sehr schön verwoben, immer wieder gibt es in der Gegenwart Momente, die im Kontext der vorigen Erzählung aus der Vergangenheit in einen anderen Kontext gerückt werden.
Keine der beiden Handlungsstränge ist jedoch konfliktfrei; in der Gegenwart muss Shevek sich in einem kapitalistischen System zurechtfinden, Machtspielchen mitspielen und sich selbst als Bauer im großen Schachspiel der Mächte auf Urras begreifen. Die Kapitel auf Anarres sind weniger akut konfliktreich, dafür erkunden sie umso mehr die positiven Seiten – aber, und das hat mir auch sehr gut …
...und erst recht diejenigen, die sich selbst als politisch links einordnen würden.
Der Protagonist Shevek lebt in einer anarchistischen Gesellschaft auf dem Mond Anarres, wo er sein Leben der Physik verschrieben hat. Das Buch erzählt abwechselnd aus der Vergangenheit und aus der Gegenwart, wo Shevek den Mond verlässt, um seine Forschungen in der kapitalistischen Gesellschaft auf dem Planeten Urras zu betreiben. Die beiden Handlungsstränge sind dabei sehr schön verwoben, immer wieder gibt es in der Gegenwart Momente, die im Kontext der vorigen Erzählung aus der Vergangenheit in einen anderen Kontext gerückt werden.
Keine der beiden Handlungsstränge ist jedoch konfliktfrei; in der Gegenwart muss Shevek sich in einem kapitalistischen System zurechtfinden, Machtspielchen mitspielen und sich selbst als Bauer im großen Schachspiel der Mächte auf Urras begreifen. Die Kapitel auf Anarres sind weniger akut konfliktreich, dafür erkunden sie umso mehr die positiven Seiten – aber, und das hat mir auch sehr gut gefallen, auch die Fallstricke, die dem Ideal einer anarchistischen Gesellschaft letztendlich doch entgegenstehen. Shevek rückt niemals davon ab, dass die Gesellschaft auf Anarres gerechter ist, doch merken er und seine Freund*innen, dass die menschliche Natur auch dort Wege findet, um Macht und Bürokratie zu manifestieren, wenn auch weit subtiler als in kapitalistischen oder sozialistischen Gesellschaften.
Die Erzählungen aus der Vergangenheit enden dort, wo das Buch in der Gegenwart beginnt, sodass am Ende auch noch ein schönes Schleifchen um die Geschichte gedreht wird. Ich lag wirklich lange wach, nachdem ich das Buch abends gelesen habe und dachte über meine persönliche Beziehung zu der dort geschilderten Gesellschaft nach. Diskussionsstoff mit meinen Freund*innen hat es mir auch schon einigen gegeben. Ich würde das Buch eigentlich jedem ans Herz legen, der sich für die hier besprochenen Themen interessiert.
Einen halben Stern Abzug gibt es für die Party-Szene, in der Shevek zum ersten Mal Alkohol trinkt (auf Anarres gibt es keinen) und gegenüber einer Frau sexuell übergriffig wird. Die Szene existiert nicht ohne narrativen Grund, allerdings hat ihre Folgenlosigkeit für die weitere Handlung einen etwas bitteren Nachgeschmack bei mir hinterlassen.